Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Freitag, 24. April 2015

Tag 16 bis 18 - Heimfahrt - Reisebericht 34

Wir fuhren also bis in den späten Nachmittag hinein, schätzten ab, wie weit wir bequem noch kommen würden und schauten auf unserer Adressenliste, was als Übernachtungsort in Frage kommen würde.

Auf diese Weise landeten wir am Abend des 1.6. im Hotel "Les Cordeliers", in Casteljaloux.

Das Hotel machte den Eindruck eines Familienbetriebes. Es war sauber, etwas bieder, hat eine Garage und einen eigenen Parkplatz hinter dem Haus. Da es direkt an der Route nationale liegt, ist es zudem noch leicht zu finden.

Fotos durch Anklicken vergrößern



Wir hatten uns inzwischen ganz an die spanischen Gepflogenheiten gewöhnt und waren entsprechend überrascht, zu hören, dass das Restaurant des Hotels nur bis 22.00 geöffnet sei. Viel Zeit blieb uns also nicht, wenn wir noch in Ruhe essen wollten.

Im Restaurant erwartete uns die nächste, typisch französische Eigenart. Statt wie in Spanien, wo es alternativ zu einem Gericht die halben und kleinen Portionen gibt, hatten wir hier die Wahl, zwischen ziemlich teurem Essen und einem, im Vergleich dazu, preiswerten Menü. Zum Glück sprach der Ober ein paar Worte englisch und übersetzte, was unklar war.

Wir entschieden uns für das Menü, dessen Komponenten man auswählen konnte. Serviert bekamen wir, ein wirklich sehr gutes und zudem noch kreativ angerichtetes Essen in drei Gängen.

Vielleicht hat sich das Hotel durch sein gutes Essen einen Namen gemacht, jedenfalls war das Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt.
vor dem Fenster Parkplätze und Geschäfte
Am nächsten Morgen gab es im gemütlichen Frühstücksraum ein ausführliches Frühstück.

Wir bezahlten für die Übernachtung 50€, "Kurtaxe" 1,26, Frühstück 16€, Abendessen 32€ und für die Garage 9€, insgesamt 108,26 €.

***

Nach der Gascogne, durchquerten wir wieder das Perigord.

So langsam gingen uns die Routes Nationales auf den Geist und als wir eine Rast einlegen wollten, bogen wir von der Straße ab und befanden uns gleich darauf in ländlicher Idylle.

Das was wir schon öfter festgestellt hatten, bestätigte sich erneut: Entlang der Routes nationales hat man sich auf das Publikum, bestehend aus Touristen, Fernfahrern und Geschäftsreisenden eingestellt. Es gibt Tankstellen, Imbisse, billige Unterkünfte usw. 
Das wirklich schöne Frankreich jedoch liegt abseits der vielbefahrenen Straßen.

































Der Hahn musste sein :)





























An diesem Tag kamen wir bis Issoudun, einer Kleinstadt in der Nähe von Bourges.


Dort übernachteten wir in dem geschichtsträchtigen Hotel "Les trois rois".

Bei den drei Königen, die hier ein Stelldichein vor dem Kreuzzug ins heilige Land gehabt haben sollen, handelt es sich um Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz und Philipp II. Auguste.

Das Hotel liegt in einer Einbahnstraße, was wieder einmal die Anfahrt etwas komplizierte. Wir konnten die Motorräder in einer fürchterlich stinkenden Remise im Hinterhof abstellen. Unsere Übernachtung regelten wir etwas mühevoll in englisch-französischem Kauderwelsch.

In dem Haus, das wirklich ein älteres Semester sein muss, bemüht man sich um ein gediegenes Ambiente, das der Geschichte des Hauses Rechnung tragen soll. Was herauskommt ist dieser plüschige, bröckelnde Charme, den man auch als typisch französisch bezeichnen könnte.

(wie ich inzwischen festgestellt habe, hat sich in dem Hotel in Sachen Komfort scheinbar einiges getan/April 2015)

















Möbel wie aus dem Antiquitätenladen, waren in dem großen Zimmer kombiniert mit ein paar modernen Accessoires, Vorhänge und Tagesdecke waren aus schwerem Samt. Und alles, aber auch alles war mehr oder weniger Lila. Vielleicht hatte man ja königlichen Purpur im Sinn gehabt.

Die Speisekarte des Restaurants klärte uns über das gehobene Preisniveau des Hauses auf und wir beschlossen, lieber irgendwo anders essen zu gehen. Der Döner-Kebab-Laden gegenüber war nicht ganz unser Geschmack. Aber nicht weit vom Hotel entfernt, fanden wir eine Pizzeria, wo wir gut und wesentlich preiswerter zu Abend aßen.

Frühstückszimmer




























Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen war wieder sehr reichhaltig und wir waren mit unserem Aufenthalt in Issoudun bis dahin einigermaßen zufrieden. Kurz bevor wir abreisten versagte jedoch die Watermatic der Toilette. Diese Technik lässt zuerst Wasser in die Kloschüssel, um es dann mit lautem Geräusch abzusaugen.

Die Funktionsstörung führte dazu, dass sobald abgesaugt wurde, eine ziemlich ekelhafte Brühe aus der Dusche wieder heraus kam und nicht mehr ablief.

Ich war heilfroh, dass dies erst morgens passierte.

Für unseren Aufenthalt im "Trois Rois" bezahlten wir 65€ für die Übernachtung und 17€ für das Frühstück, also 82€.

Tür zum Restaurant des Hotels




























Hinter Issoudun ging es genauso weiter, wie vorher: kerzengerade Straßen die durch leichte Hügel führten.

Die Umfahrung von Bourges war wieder ziemlich stressig, wegen der extrem vielen Kreisel.

Über Charité-sur-Loire und Auxerre fuhren wir nach Troyes. Unterwegs machten wir nun auch Bekanntschaft mit den Tankstellen, die beim Bezahlen mit der Karte direkt an der Zapfsäule, mit dem Kunden sprechen :D

Einmal funktionierte das Ganze. Beim zweiten Mal wurden unsere Karten einfach nicht akzeptiert. Zum Glück passierte dies während der normalen Ladenöffnungszeiten und das Häuschen zum Bezahlen war besetzt.

Mittagspause

Der Himmel war fast wolkenlos und es war relativ wenig Verkehr. Es lief alles wie am Schnürchen und wir waren sowieso schon vorher viel weiter gekommen, als ich im Voraus angenommen hatte.

Mein Mann meinte: Wenn wir hinter Metz sind, sind wir fast zu Hause und wir würden uns eine Übernachtung sparen - so weit die Theorie.

Um dies auch in die Tat umzusetzen fuhren wir bei Troyes auf die Autobahn. Wir hatten nun auch beide die Nase voll von den Landstraßen, die doch ziemlich viel Energie kosten mit den vielen Ortsdurchfahrten, Ampeln und vor allen Dingen den Kreiseln.

Ein weiterer Grund war, dass wir an diesem Tag ein paar unangenehme Situationen mit Autofahrern hatten, die für uns hätten schlecht ausgehen können. Wir hatten also nicht nur vom Landstraßenmarathon genug, sondern auch von französischen Verkehrsrowdies.

Dies war nun auch der Zeitpunkt, an dem wir mal wieder die Fahrzeuge tauschten.

Es war nun erstaunlich, wie schnell die Entfernung bis nach Hause dahinschmolz.

Bei Einbruch der Dunkelheit befanden wir uns dann an der Grenze. Wir fühlten uns noch fit genug, auch den Rest zu fahren.

Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass wir in eine regelrechte Karawane aus LKWs geraten würden. Die Brummis hatten überall vor der Grenze darauf gewartet, dass das Feiertagsfahrverbot endete und setzten sich nun alle auf einmal in Bewegung. Natürlich gab es Elefantenrennen und das ständige Fahren neben den LKWs nervte. Das erfordert ja schon erhöhte Aufmerksamkeit und nach 10 Stunden fahren, hat man die einfach nicht mehr so locker.

Dazu kam der, für uns nun, ungewohnt dichte und schnell fahrende Verkehr in Deutschland, sowie schattige Temperaturen im Pfälzerwald.

Auf einmal war bei mir Ende mit Energie und wie in den Bergen bei O Cebreiro, hatte ich auch hier das Gefühl, dass die Scrambler mit mir fuhr und nicht umgekehrt. Im Gegensatz zu der Situation in Spanien ging es aber hier nicht nur um 20 km, die man im Großen und Ganzen ohne auf andere Verkehrsteilnehmer zu stoßen, hinter sich bringen musste.

Konkret fuhren wir bis zu einer Raststätte, wo ich mit der Abfahrt schon so überfordert war, dass ich bei Tempo 50 fast vom Moped fiel. Der Kreislauf war völlig im Keller und ich wärmte mich dann auch erst mal auf der Toilette auf. Mein Mann bot mir an, mich nach Hause zu fahren, während das Gepäck und der Scrambler hier bleiben sollten. Auf keinen Fall! - war meine Antwort.

Also brachten wir die letzten Kilometer auch noch, allerdings mit Hängen und Würgen, hinter uns.

An dieser Stelle ein Danke an die Schutzengel, die uns begleitet haben.

Es gab, wie immer beim Motorrad fahren, genug Situationen, die böse hätten enden können. Darüber darf man beim Fahren aber nicht lange nachdenken, sonst wird man unsicher und es passiert erst recht was.

Dass wir den letzten Abschnitt bis zu Ende gefahren sind, lag am falschen Einschätzen der Situation und dem überschätzen der eigenen Fähigkeiten.

Das nächste Mal werden wir dann hoffentlich wirklich schlauer sein und übernachten, wenn es nötig ist, auch wenn es nur noch "ein kurzes Stück" bis nach Hause ist!

Als wir zu Hause ankamen, waren wir 5120 km gefahren.



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