Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Streckenplanung

Die Streckenplanung erfolgte mit dem "Motorrad Tourenplaner 2008/2009". es ist umständlich zu handhaben und vergleichsweise zeitaufwändig, inzwischen veraltet und deshalb nicht zu empfehlen.

Programmfehler fallen auf, wenn man die Strecken bzw. einzelne Streckenabschnitte anhand "Google earth" bzw. "Google maps" anschaut
Die Straßen entlang der Jakobswege, insbesondere des "Camino frances" zwischen St.-Jean-Pied-de-Port und Santiago de Compostela, sind hier ganz hervorragend dokumentiert. Sehr oft kann man mit dem "Street view" von GoogleMaps virtuell die Straßen entlang gehen und sich umschauen. Auf diese Weise kann man schon mal herausfinden, wie das Viertel aussieht, in dem ein Hotel liegt, ob sich ein Aussichtspunkt wirklich lohnt, wie die Verkehrsführung ist ...

Hilfreich war auch die Webseite http://www.fernwege.de/f/jakobsweg/index.html
hier fand ich sämtliche Stationen der Via lemovicensis durch Frankreich.

Ausführlicher ist Wikipedia. Beginnend mit Saint-Jean-Pied-de-Port
der letzten Station vor Spanien, kann man sich unten auf der Seite, Ort für Ort, auf dem Jakobsweg entlang klicken.

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Als erstes muss man sich nun überlegen, wie man voran kommen möchte, bzw. ob oder wo man bereit ist Autobahngebühren zu bezahlen.

Auch wenn Motorräder nicht so teuer sind, wie Autos oder Wohnmobile, zahlten wir ja für zwei Vehicel und angesichts der saftigen Gebühren, gab es nicht viel zu überlegen.

Wir entschieden uns dafür, Frankreich entlang der Via lemovicensis (über Bourges und Bazas) zu durchqueren und wenn möglich, mautfreie Autobahnen zu nutzen, was selten der Fall war. Unser Ziel hieß St.Jean-Pied-de-Port am 4.Tag zu erreichen, dann die Pyrenäen zu überqueren, um in Pamplona wieder zu übernachten.

Durch Spanien wollten wir auf dem Hinweg, abgesehen von ein paar Abstechern, ziemlich genau, also auch über Nebenstrecken, dem Jakobsweg "camino frances" folgen. Auf dem Rückweg dann, auch hier, immer wenn möglich, die mautfreien Autobahnen nutzen.

In Spanien gibt es, anders als in Frankreich, Richtung Santiago häufiger mautfreie Strecken. Sie sind in Google-maps in einem mittleren Gelbton dargestellt, während die kostenpflichtigen Strecken dunkelgelb sind.

Häufig verläuft zu den Autobahnen eine Nationalstraße parallel, sodass man trotz Ausweichen immer noch recht gut voran kommt. Die Qualität der Straßen ist überwiegend sehr gut, die Ausschilderung ebenso und der Verkehr hält sich sehr in Grenzen. Wer deutsche Verhältnisse von Verkehrsdichte gewöhnt ist, wird angenehm überrascht sein. Zum ersten Mal erlebte ich entspanntes Autobahnfahren, denn alle sind wegen der Geschwindigkeitsbegrenzung etwa gleich schnell.

Überrascht waren wir auch ab und zu von so mancher Nebenstrecke (meist weiß auf Karten eingezeichnet). Man rechnet mit Schlaglöchern, einer schmalen Straße etc., aber keinesfalls mit einer neuen, breiten Straße, die vor Steigungen sogar dreispurig wird. Prinzipiell waren wir in Spanien, dank des dort grassierenden Baubooms, öfter positiv, als negativ überrascht.

Laut meiner Berechnungen lag eine Strecke von etwa 5000 km vor uns. Google-maps, wie auch der Routenplaner waren hier ziemlich genau.

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Neben der Wahl der Straßenart, ist es nun auch wichtig zu wissen, dass die Höchstgeschwindigkeiten in Spanien und Frankreich unter denen in Deutschland liegen: Landstraße bis 90 km/h, Autobahn zwischen 110 km/h und 130 km/h und bei Regen ein Zehner weniger. Wie auch bei uns, gibt es in Orten 30-er Zonen! Diese anderen Werte muss man bei PC-Programmen zur Streckenplanung eingeben, damit die Berechnung stimmt und auch bei den eigenen Überlegungen berücksichtigen.

Berücksichtigen muss man auch genügend lange Tankstopps und Pausen für Besichtigungen und zum Einkaufen, falls man nicht sein Geld ständig in die Gastronomie stecken möchte.

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Streckenlängen

Man sollte sich, besonders anfangs nicht überfordern. Unsere 1. Strecke betrug 450 km. Das war fast zu viel, für den ersten Tag, obwohl wir ein schönes Stück deutsche Autobahn zu fahren hatten und auch in Frankreich weite Strecken mautfrei auf der Autobahn fahren konnten.

Das Regenwetter am ersten Tag kostete in Verbindung mit der Streckenlänge und entsprechend ungemütlichen Temperaturen, viel Energie und wir kamen abends erst an.
Bis dann die Motorräder ordentlich untergestellt waren, das Gepäck im Zimmer war, wir geduscht hatten und umgezogen waren, war es schon fast dunkel.

Später wenn das Packen usw. schon Routine ist und man sich an das lange Fahren gewöhnt hat, ist man nicht mehr so k.o.

Auf der anderen Seite sollte man nach ein paar Tagen unbedingt mal mehr als nur eine Nacht an einem Ort bleiben. Jeden Tag Motorrad zu fahren schlaucht auch irgendwann, selbst wenn die Streckenlänge moderat ist.

Um voran zu kommen, waren für uns Strecken um die 300km (vorwiegend Landstraßen) ok. Es bleibt dann genug Zeit für die Kaffeepause, das Einkaufen oder einen spontanen längeren Stopp, wenns irgendwo besonders schön ist.

Wenn wir auf Sightseeingtour waren, also besonders in Spanien, wo wir dem Jakobsweg auch über schlechte Nebenstrecken, teilweise im Schritttempo, folgten, waren wiederum 200km grenzwertig.

Komfortabel ist eine Planung, die auf solchen Strecken mit 160 km am Tag auskommt.

Unser Plan sah meistens etwas längere Strecken vor. Dann kam es des Öfteren zu einem inneren Grummeln, weil man keine Zeit hatte zu warten, bis irgendwo wieder geöffnet wurde, an schönen Orten einfach vorbei fuhr oder schnell mal an der Tankstelle im Stehen was zwischen die Kiemen schieben musste, wo doch eine nette Tapasbar, direkt gegenüber, zum Genießen einlud.

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Tanken ist in Spanien kein Thema.

Es gibt ein ziemlich dichtes Tankstellennetz, zum Teil sogar mit Tankservice. Man kann sogar auf dem Motorrad sitzen bleiben, muss dann aber in bar bezahlen. Zumindest war das entlang der Hauptstraßen so. Dass man in Bergregionen, wo sich nur fast verlassene Orte befinden, nicht auf eine Tankstelle hoffen kann, ist eigentlich logisch. Hier haben wir immer frühzeitig vollgetankt, auch wenn zum Beispiel noch halb voll war.

Ganz wichtig: wir trafen nirgends auf durchtechnisierte Tankstellen ohne Personal. Anders als in Frankreich konnten wir immer an der Kasse in bar, mit Visakarte oder gar EC-Karte zahlen.

Die Preise waren niedriger als in Deutschland und Frankreich.

In Frankreich sollte man sich darauf einstellen, dass besonders nach Ladenschlusszeiten und am Wochenende, Tankstellen nicht mit Personal besetzt sind. Manchmal funktionierte eine unserer Karten an den Zapfsäulen. Manchmal aber auch nicht. Gut wenn dann noch eine Reserve im Tank oder eine Autobahn mit Raststätte erreichbar ist.

Eine andere Taktik wäre gewesen einen netten Franzosen zu bitten, mit dessen Karte zahlen zu dürfen und ihm dann das Geld in bar zu geben.

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Zeiteinteilung

Schließlich sollte die ganze Unternehmung noch Urlaub sein und kein Wettrennen. Frühes Aufstehen ist ein Muss, will man noch Motorräder packen und in Ruhe frühstücken. Jedoch hat alles seine Grenzen, insbesondere wenn man sich noch auf spanische Gepflogenheiten einstellen soll. Hier ticken die Uhren anders, erst recht in privaten Unterkünften. Der Tag beginnt und endet für die Spanier später als in unseren Breiten, unterbrochen durch eine lange Mittagspause (Siesta). Im Zweifelsfall sollte man sich nach den Frühstückszeiten (bzw. Essenszeiten) erkundigen.

Konkret: Frühstück vor 8.30 in einer Privatpension ruft heftiges Stirnrunzeln und Kopfschütteln hervor. 9.00 ist dann schon eher akzeptiert. Wenn also das Motorrad vor dem Frühstück gepackt werden kann, ist an eine Abfahrt vor 9.30 nicht zu denken.

Im Hotel standen wir einmal um 8.00 vor der verschlossenen Tür zum Speisesaal.

Das haben wir nur dann anders erlebt, wenn es üblich war, auch Pilger unterzubringen. Die waren oft schon auf und davon, wenn wir zum Frühstück kamen.

Entsprechend spät isst man in Spanien zu Mittag, ab 13.00 frühestens, üblicher ist ab 14.00. Abends wird man eventuell verständnislos angesehen, wenn man vor 21.00 Uhr meint essen gehen zu wollen. Das alles bezieht sich nun auf Restaurants und Tapasbars und nicht auf Raststätten und Schnellimbisse, wie McDonalds und Konsorten.

In Frankreich hingegen sollte man sich nicht zu spät auf den Weg machen, wenn man abends essen gehen will und entsprechend zeitig Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen. Wenn es in Spanien üblich ist zu essen, schließen die ersten in Frankreich schon wieder.

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Schon in der Planungsphase wurde klar, dass eine Auswahl an Sehenswürdigkeiten und Orten getroffen werde musste und so kam es zu einer Prioritätenliste von Zielen und Einiges musste mit konkreter werdender Planung gestrichen werden.
Dieser Liste fiel zum Beispiel die Königsstadt Leon zum Opfer.

Um Enttäuschungen vorzubeugen, sollte man mit dem Wahlspruch losziehen: Vieles kann - nichts muss.

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