Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Exkurs: Kreuzritterorden in Spanien - Das Rätsel um Eunate

Weil man aus den Spekulationen um Santa Maria de Eunate einiges über die Geschichte des 12.Jhrdts, die Templer etc. erfährt, versuche ich hier, das was über diese Kirche vermutet wird und das, was man herausgefunden hat, zusammenzufassen.

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Grundlagen:

Die Templer nahmen seit 1143 an der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens von den Mauren, teil. Außerdem war ihre ganz spezielle Aufgabe, der Schutz der Pilger des Jakobsweges.

Die Kirche von Eunate wurde frühestens 1150, eher 1170 gebaut und lag, verkehrsgünstig, direkt am argonesischen Teil des Jakobsweges, der sich bei Puente la Reina mit dem von Pamplona her kommenden Weg vereinigt.

Dem 1170 regierenden König von Navarra, Sancho VI, waren die Templer hoch willkommen und die Könige von Aragon gelten als große Gönner und Unterstützer der Templer.

Die Bauzeit der Kirche fällt allgemein in die Zeit eines regelrechten Baubooms am Jakobsweg. Ausgelöst durch die Sicherung des Weges durch den Templer - und anderer Orden, entwickelte sich der Camino frances schnell zu einer stark frequentierten Pilger-, Handels- und Versorgungsroute. Bauherren könnten also verschiedene Orden gewesen sein. Eunate hätte auch eine Schenkung sein können, von denen gerade der Templerorden sehr viele in Nordspanien erhalten hat.

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Als besonderes Indiz für die Templer, als Bauherren/Besitzer wird immer wieder die Form der Kirche als Zentralbau angeführt.


Dazu muss man wissen, dass der Templerorden in Jerusalem gegründet wurde unter dem Namen "Arme Ritter Christi", und seinen Sitz dort auf dem Tempelberg hatte. König Balduin II. stellte dem neuen Orden einen Teil seines Palastes zur Verfügung: die Al Aqsa Moschee (8. Jhrdt, Zentralbau mit Kuppel).

Der Felsendom (7.Jhrdt. ursprüngl. offener Zentralbau s. Kettendom) war in den Zeiten des Kreuzfahrerstaates die Kirche der Kreuzritter. Wenn man schon ein orientalisches Vorbild für Eunate heranziehen will, finde ich den Felsendom geeigneter, der aber allen Orden, nicht nur dem der Templer diente.
Felsendom mit Kettendom davor

Von daher könnte dies ein weiterer Hinweis auf einen Kreuzritterorden als Bauherren sein. Auf der anderen Seite war im 12. Jhrdt die Zentralbauform, allgemein die Form für eine Friedhofskirche oder Grabkapelle.
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Dass in Eunate auf dem Kirchengelände Bestattungen stattgefunden haben, bewiesen Grabungen. Von den Muscheln als Grabbeigaben schließt man auf beerdigte Pilger.
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Die Dokumentenlage gibt weitere Aufschlüsse:

Sicherlich gab es um die Kirche und das Hospiz herum eine kleine Ansiedlung.

Das baskische Wort Onat, das im Zusammenhang mit diesem Ort genannt wird, bedeutet so viel wie "gute (wohltätige) Pforte", was eher auf ein Hospiz hinweist, sich aber evtl. nicht auf die Kirche an sich, sondern auf ein Gebäude in unmittelbarer Nähe bezieht.

Gesichert scheint, dass Eunate 1251 ein Pilgerhospiz des Johanniterordens beherbergte, in dem schon früher (1219) Laienbrüder tätig waren. Die Brüder hatten das Recht dort beerdigt zu werden.

In späteren Dokumenten wird eine Königin/Edle als Stifterin genannt, deren Grab sich unter dem Arkadengang befindet.

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Ich selbst finde außerdem, dass es für den Templerorden ziemlich unökonomisch gewesen wäre, in "Onat" einen Stützpunkt gleich welcher Art zu unterhalten, wo doch nur wenige KM entfernt, der Ort Puenta la Reina liegt, der den Templern gehörte und wo es auch eine Templerkirche gibt.

Weil sich vor/bei Puenta la Reina die beiden Jakobswege vereinigen, war dieser Ort sicher auch noch attraktiver/lukrativer. Die Brücke dort machte außerdem, aus Sicherheitsgründen, die Anwesenheit des eher kampforientierten Ritterordens der Templer auch nötiger.

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Trotz dieser recht schlüssigen Forschungslage, werden immer wieder Gründe angeführt, die die Anlage wieder den Templern zuschreiben möchten. Spätestens wenn in solchen Abhandlungen behauptet wird, in Skulpturen an der Kirche von Eunate, werde Baphomet dargestellt, der angeblich von den Templern verehrt wurde, stehen sie für mich eigentlich schon im Abseits.

Aber jeder mag sich sein eigenes Bild aufgrund der Fundlage und der bekannten Schriftstücke machen.
Meiner Meinung nach bleibt, bezüglich der Urheberschaft, lediglich die relativ unerhebliche Frage offen, ob die Johanniter Bauherren waren oder die Anlage als Schenkung erhielten.

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