Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Freitag, 24. April 2015

Tag 16 - Das Beste zum Schluss - Reisebericht 33

Nachdem wir bis zu unserem letzten Tag in Spanien so unglaublich viel gesehen hatten, was wirklich mit Highlight betitelt werden kann, war klar, dass unser letztes Ziel es schwer haben würde, uns zu beeindrucken.

San Juan de la Pena gelang das allerdings spielend!

Für unseren letzten Ausflug in Spanien fuhren wir vom Hotel Charlé wieder nach Jaca und von dort aus noch einmal ein gutes Stück entlang dem aragonesischen Jakobsweg zurück, Richtung Pamplona. Von der Hauptstraße geht es dann gut beschildert, zunächst durch Santa Cruz de la Seros und dann eine schmale Straße hinauf zum Felsenkloster. Unterwegs bieten sich immer wieder atemberaubend schöne Ausblicke ins Tal hinunter, auf die Felswände in nächster Nähe und die, noch schneebedeckten, Gipfel der Pyrenäen.

Nach etlichen Kurven und Kehren hat man es vom tiefer gelegenen Santa Cruz in die Höhe und dann an der Felswand entlang, bis zu einem kleinen Parkplatz geschafft. Dort wollte ein junger Mann von uns wissen, ob wir nur das alte oder auch das neue Kloster besuchen wollten.

Weil wir uns nur Zeit für das alte Kloster nehmen wollten, sollten wir die Motorräder gleich an Ort und Stelle lassen. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, wo wir sie, vollbepackt, guten Gewissens für längere Zeit aus den Augen lassen konnten.

Blick durch die Baumkronen am Straßenrand

Ein kurzer Fußmarsch und schon kam das unglaubliche Ensemble von San Juan de la Pena in Sicht.

Unter einer senkrecht abfallenden, rötlich gesprenkelten Felswand ducken sich mehrere Klostergebäude unter den Überhang.








































rechts Ruinen von weiteren Gebäuden des Klosterkomplexes































Wir bezahlten an einem Kassenhäuschen 6€ pro Nase. Dafür hätten wir später auch noch die Kirche in Santa Cruz besichtigen können.

Als erstes betritt man dann auf seiner Besichtigungstour den Schlafsaal der Mönche. Die Rückwand besteht aus der Felswand. Als wir das Kloster besichtigten, war es draußen schon ziemlich warm. Drinnen jedoch sehr kühl. Einen Kamin sucht man hier vergebens und ich könnte mir denken, dass das Leben hier, besonders in der kalten Jahreszeit ziemlich hart war.


Blick zum heutigen Eingang
















Die Mönche hatten jedoch fließendes Wasser hier. In einer Mauer gibt es es ein schmales Fenster und dahinter rinnt Wasser über den Fels.

Einige Schritte weiter betritt man die untere bzw. niedere Kirche, die den Kern des Klosters darstellte. Sie wurde nach der Rückeroberung des Gebietes von den Arabern, 920 gegründet.

Im Boden eingelassen sind Gräber von Äbten.



































Steigt man die Treppen am Eingang des Schlafsaals hinauf, kommt man in einen Hof, dessen Wand mit zahlreichen Wappen verziert ist. Hinter jedem Wappen befindet sich das Grab eines Adligen.

Auch der erste König von Aragon, Ramiro I. liegt hier begraben und weil San Juan de la Pena nun Königsgruft war, überließen die Reichen jener Zeit, dem Kloster beträchtliches Vermögen und Besitzungen, um auch hier begraben zu werden.

In einigen kleineren Räumen befindet sich eine Ausstellung zum Leben im Mittelalter und speziell im Kloster.

In einem der Räume kann man sich noch den Brotbackofen ansehen. Die Decke des Raumes besteht aus rußgeschwärztem Fels.



Die obere/hohe Kirche stammt aus dem Jahr 1094 und ist San Juan (Johannes dem Täufer) geweiht. Sie steht über der niederen Kirche.

Der Fels dient auch hier als Decke.



Und hier befindet sich auch die Replik einer der heiligsten Reliquien der Christenheit. Es handelt sich um ein Gefäß, von dem man im Mittelalter annahm, dass es das Blut des gekreuzigten Jesus aufgefangen hat. Es soll aber auch der selbe Becher sein, den Jesus beim letzten Abendmahl benutzte.

Um diesen Becher (hier der sogen. Santo Cáliz) aus Halbedelstein, der auf einer Halterung befestigt ist, ranken sich Sagen und Legenden. Unter anderem ist er Teil der Artussage und des Parzival. Er war bestimmt Ziel zahlreicher, entbehrungsreicher Wallfahrten, aber auch begehrenswert und deshalb hart umkämpft.

Auf der Flucht vor den Arabern, wanderte das heilige Gefäß durch verschiedene, in unzugänglichen Tälern in den Pyrenäen versteckte, Klöster.

Auch das damals bestimmt nur schwer zu erreichende San Juan de la Pena war Aufbewahrungsort des Grals und könnte auch die Gralsburg gewesen sein. Vieles spricht dafür, dass sich hier Dinge ereigneten, die dann Eingang in die Legenden um den Gral gefunden haben.

Auch die Templer, die ja auch manchmal als Gralshüter bezeichnet werden, passen dann ins Bild. König Alfonso vererbte ihnen immerhin einen Drittel seines gesamten Besitzes und vielleicht auch den Gral?

Ausführlich zum Gral in San Juan und in diesem Zusammenhang über die Johannesrittern, die Templer...



Seitlich kann man in eine Königsgruft aus dem 18. Jhrdt. sehen.

Verlässt man die Kirche, tritt man auf eine "Terasse" hinaus, die wiederum Zugang zu zwei Kapellen und dem Kreuzgang gewährt, dem eigentlichen Schatz des Klosters.





Er war scheinbar freistehend und trug kein Dach. Der Felsen als Decke schien auch hier zu genügen. Allerdings wird vermutet, dass die Mauer zur heutigen Straße, mit entsprechenden Fenstern versehen, vielleicht bis zur Felsendecke hinaufreichte.

In den Kapitellen des Kreuzganges (12. und 13.Jhrdt.) kann man sich die Genesis und wichtige Stationen aus dem Leben Jesu ansehen. Die Skulpturen sind besonders ausdrucksstark, aber auch in ihrem ganz eigenen Stil, einfach schön!

Jesus verzeiht der Ehebrecherin



Abendmahl



Im Hintergrund sammelt sich das Wasser, das hier aus dem Felsen austritt in einem Becken.



Das Kloster verlor ab dem 12. Jhrdt. langsam an Bedeutung. Im 17. Jhrdt. wurde es aus verschiedenen Gründen, nach einem verheerenden Brand aufgegeben.

Einige Kilometer weiter findet man dann an der Stelle, wo das neue Kloster stand, einen Neubau. Er beherbergt moderne Dokumentationszentren zum Klosterleben vor Ort und zum Königreich Aragon.

Eigentlich sollte man beide Klöster besuchen. Die Homepage macht jedenfalls Lust darauf.

In der Rückschau ist mir San Juan de la Pena jedenfalls als einer der Orte an den Jakobswegen in Erinnerung, die mich mit ihrer ganz eigenen Magie und hier mit ihrer erhabenen Stille gefangen nahmen und noch lange Zeit nachwirkten.

Getoppt wurde San Juan de la Pena dann nur noch von der Bergwelt der Pyrenäen.

Aussicht von einem Aussichtspunkt auf der Rückfahrt


Blick auf die Straße die von Santa Cruz de la Seros herauf führt
Vorbei an Jaca und dem Hotel Charlé ging es nun endgültig, entlang dem aragonesischen Jakobsweg, Richtung Frankreich.

Weil wir eine ausreichende Portion an Kurven schon zum Kloster hinauf (und wieder hinunter) gehabt hatten, fuhren wir nicht hinauf, in die Wintersportorte um den Somportpass, sondern nutzten den über 8 km langen Tunnel. Die Fahrt durch den Berg, glich einem Aufenthalt im Kühlschrank.



französische Seite - ein Blick zurück
die Pyrenäen auf französisch :)







Die Straße, die nun aus den Pyrenäen heraus führt hatte dann doch noch einiges an Kurvengeschlängel parat. Allerdings kamen wir flott voran und dann hieß es nur noch heimwärts und Kilometer machen.


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