Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Sonntag, 15. Juni 2014

Tag 8 - durch die nördliche Meseta - Reisebericht 18

Am Morgen des 8. Tages, dem Pfingstmontag, dauerte es eine Weile, bis wir, nach einer unfreiwilligen Umrundung von Burgos endlich die richtige Straße fanden, die uns weiter nach Westen brachte.
Zahlreiche Autobahnen und autobahnähnlich ausgebaute Straßen, führen durch Burgos, an der Stadt vorbei, oder außen herum. Leider folgt die Beschilderung keinem einheitlichen Konzept.
Wir jedenfalls genossen dann ein paar Autobahnkilometer auf der A231 und bogen dann bei Olmillos de Sasamon ab, um wieder auf den Jakobsweg zurückzukehren.

Diese Etappe von 250 km sollte uns ein großes Stück voran, nach Astorga bringen. Es war geplant die Königsstadt Leon, die ganz sicher auch lohnend für einen längeren Aufenthalt gewesen wäre, zu übergehen. Nach Logrono und Burgos reichte es uns auch tatsächlich mit Großstadtflair und Stadtrundgängen.

Das Convento San Anton zählt zu den Kuriositäten auf dem Jakobsweg und ganz bestimmt zu den schönsten Plätzen, falls dort nicht gerade Busse auftauchen um massenhaft Ausflügler abzusetzen.

Fotos durch Anklicken vergrößern





Die Straße und gleichzeitig der Jakobsweg führen direkt am ehemaligen Kirchenportal, unter den früher überdachten gotischen Bögen (Portikus) hindurch. Ein Schild zeigt den heutigen Wappen von S. Anton und weist auf das Refugio de Pelegrinos (Pilgerherberge) hin, das sich in den Ruinen befindet.



Gegenüber dem Kirchenportal sind zwei Nischen erhalten. Dort stellten die Mönche abends Essen für verspätet eintreffende Pilger ab. Heute hinterlässt man hier Zettel, Briefchen, Fotos, Steine und Blumen.

Die Klostergeschichte beginnt im 12. Jhrdt.
San Anton stand unter königlichem Schutz. Später ging es in den Besitz der Malteser über. Heute befindet sich die Anlage in Privatbesitz.
Tätig waren hier Antoniter, die sich der Versorgung von Pilgern und Kranken verschrieben hatten und sich speziell um die Heilung des "Antoniusfeuers" kümmerten, das im Mittelalter weit verbreitet war.
Es handelt sich hierbei um eine gefäßverengende Vergiftung durch den Mutterkornpilz des Roggens, die zum Verlust von Extremitäten und zum Tod führen konnte





Auf der offiziellen Seite der Gemeinde Castrojeriz, gibt es ein Rekonstruktionsvideo, das zeigt, wie die Kirche im 14. Jhrdt einmal aussah.



Die Fensterrosette besteht aus den Tau-Kreuzen des Ordens.



Über einem Seitenportal ist ein Bild von San Anton angebracht worden, das den Heiligen mit einem Schwein zeigt. Der Orden brachte Schweine, mit umgehängten Glöckchen, in die Gemeinden und ließ sie dort füttern, um sie zum Schlachten dann wieder abzuholen.




Hier traf ich eine Pilgerin aus Holland, mit der ich ein paar Worte wechselte. Sie erzählte, sie sei eine Weile mit einem Deutschen unterwegs gewesen und deswegen jetzt ganz gut darin, deutsch zu reden. Jetzt war sie wieder alleine unterwegs. Sie meinte, hier sei es sehr schön zum Laufen, aber wenn es ihr zu viel wird, dann fährt sie schon auch mal ein paar Kilometer mit dem Bus.
Als echte Pilgerin wurde sie dann noch von Schulkindern gebeten, sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Das fand sie ziemlich witzig.

In der Zeit, in der wir uns in San Anton aufhielten, zog ein Pilger nach dem anderen durch die Bögen des Convento und man sah, dass es in diesem besonderen, weil heiligen Jakobsjahr, nicht weit her war, mit von wegen den eigenen Weg gehen, oder einsam dahin wandern.
Das Pilgern im heiligen Jahr ist, denke ich, kein Unternehmen für Eigenbrödler, sondern viel kommunikativer als sonst und wahrscheinlich auch häufiger eine gemeinsame Sache von Leuten, die sich unterwegs finden und sei es auch nur für ein paar Tage.

Die Landschaft präsentiert sich in vielen Grüntönen und hügelig




Castrojeriz heißt der Ort ganz in der Nähe, der malerisch unterhalb einer Burgruine liegt und natürlich auch eine schöne Kirche zu bieten hat.
Das windige Hochland, durch das wir kamen, war jetzt im Mai noch grün. Wenn es im Sommer verdorrt ist, stelle ich es mir sehr anstrengend vor, hier zu laufen. Auch uns kam es so vor, als kämen wir nicht vorwärts.


Bei Itero del Castillo überquerten wir die Puente de Itero (11.Jhrdt). Sie verbindet die Provinz Palencia, mit der Provinz Burgos.






Eine Informationstafel zeigt den Pilgern die Stationen, die vor ihnen liegen. Interessant finde ich die Stationen aus dem 12. Jhrdt, die links aufgeführt sind. Die Etappen dazwischen haben alle eine beträchtliche Länge, von mindestens 50 km. Im "Codex Calixtinus" ist allerdings viel vom Reiten die Rede.



In Boadillo del Camino, einige Kilometer weiter, steht ein kleines feines Nationalmonument. Der "Rollo jurisdiccional" war in Kastilien Zeichen richterlicher Gewalt, Gerichts- und Vollstreckungsort. Die Verurteilten wurden an die Säule gebunden.

Der Rollo von Boadillo stammt aus dem 14. Jhrdt und zeigt viele Symbole, die sich auf Jakobus beziehen, wie zum Beispiel die Muscheln.




Wie man sieht, war wieder mal kein Wölkchen am Himmel und wir beschlossen beim nächsten Halt Mittagspause zu machen. Die Sonne und die relativ schlechten Straßen hatten uns an diesem Tag ziemlich viel Energie gekostet.
Wir passierten Fromista, eine schon im Codex erwähnte Station, auf dem Pilgerweg und fuhren weiter bis Villalcazar de Sirga.
Das, heute noch 200 Einwohner zählende Örtchen, besaß im Mittelalter einmal drei Kirchen und war ein Zentrum der Marienverehrung. Der Ort ging als Schenkung an die Templer und nach Auflösung des Ordens an den Santiagoritter-Orden.

In der Mitte des Ortes steht die Kirche Santa María la Blanca. Wie beim Conveto San Anton, wird das Portal durch einen Portikus geschützt.



Wir hatten das Pech, den einzigen Tag der Woche zu erwischen, an dem die Kirche geschlossen ist.






Das Relief über dem Portal zeigt oben Jakobus, die Evangelisten und Apostel, darunter sieht man in der Mitte Maria, umgeben von wichtigen Personen aus ihrem Leben.

Im Innern der Kirche gibt es einen Sarkophag, dessen Reliefe Templer in schwarz und weiß zeigen (evtl. auch Santiagoritter?).


Neben der Kirche gibt es ein bekanntes Spezialitätenrestaurant. Es heißt "Meson de los Templarios" Trotz des Namens hat das Restaurant aber das Jakobuskreuz des Santiagoritterordens und die Pilgermuschel als Türschild gewählt.

Das Haus steht scheinbar auf einem Platz, wo einmal ein Pilgerhospital des Templerordens stand.




Auch hier standen wir vor verschlossener Tür. Ob das nun mit dem Montag, Pfingsten oder der Vorsaison zusammenhing?



Wir aßen in der Dorfkneipe zu Mittag, während sich draußen große Dinge ankündigten. Scheinbar sollten Filmaufnahmen gemacht werden.


Bis dahin waren wir aber schon wieder unterwegs.

Bei Carrion de los Condes gingen wir auf die A 231, die uns flott nach Westen brachte.

Nach einigen Kilometern kommt man dann noch an dem Dorf Terradillos de los Templarios vorbei. Auch dieser Ort war einmal Templerbesitz. Heute gibt es dort eine Albergue (Pilgerherberge) mit dem Namen "Jacques de Molay" (letzter Großmeister des Ordens, starb auf dem Scheiterhaufen in Paris).

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