Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Montag, 21. Juli 2014

Tag 13 - mit neuem Profil zur Templerburg - Reisebericht 27

An unserem ersten Tag unserer Rückreise, sollten wir zwischen 11.00 und 12.00 in Lugo, in der Triumphwerkstatt sein.

Einen Großteil der Strecke kannten wir schon von der Herfahrt und so wussten wir, dass wir uns keine Bummeleien erlauben konnten. Obwohl Hauptverkehrsader zwischen Santiago und Lugo, führt die Straße mitten durch Orte, oder mindestens den Ortsrand. Das bedeutet Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote, die es in Spanien reichlich gibt, Kreisel, Ampeln, dichteren Verkehr etc.

War ich bisher fast die ganze Zeit voraus gefahren, machte sich mein Gefährte nun zum Zugpferd und legte ein flottes Tempo vor. Auf der breiten Straße ging es kurvenreich, aber durch die teilweise Dreispurigkeit, komfortabel, über Berg und Tal.

Das Navi sorgte dann dafür, dass wir die Triumphwerkstatt mitten in Lugo auch fanden. Manuel der Monteur, der alles Weitere ja schon mit Arie aus Valderrey besprochen hatte, konnte auch ein wenig Englisch und wurde flugs herbeizitiert, als klar war, dass wir wegen dem Reifen hier waren. Er brachte den neuen Pneu gleich mit. Der hatte nun leider ein anderes Profil, doch er meinte, das alte Profil gäbe es nicht mehr.
Es wäre Blödsinn gewesen, hier zu diskutieren. Die Hauptsache war, dass der Reifen die richtige Größe hatte.

Man sah sich dann erst mal den alten Reifen an und kam zum selben Schluss wie wir: nach Hause käme man schon, aber der Reifen wäre dann platt und die Polizei sicher not amused.

Also kam die Scrambler in die Werkstatt.

Scheinbar hatte man noch schnell eine paar Bekannte informiert, um sich das Moped anzuschauen.
Ich vermute, man hat hier noch nie eine Scrambler live gesehen.
Im kleinen Ausstellungsraum der Vertretung stand von den Klassikern auch grade mal eine einzige weiße Bonneville. Der Schwerpunkt, auch bei den Gebrauchten, lag deutlich auf den sportlicheren, "moderneren" Gefährten.

Während also gearbeitet wurde, genehmigten wir uns in der Bar um die Ecke einen Kaffee. Dann holten wir uns im Supermarkt nebenan noch etwas zum Essen und weil wir etwas ratlos nach Brot suchten, half uns der Marktleiter in deutsch weiter. Auch er hatte lange Jahre in Deutschland gearbeitet und natürlich kamen wir ein wenig ins Gespräch.

In der Werkstatt waren sie derweil fertig, hatten noch nach dem Öl gesehen und die Kette gefettet. Ich bezahlte 120 € und wir bekamen vom Chef noch ein paar Triumph-Pins geschenkt.



Das Navi fand dann erst mal nicht aus Lugo heraus und so musste ich wieder auf meine weibliche Intuition zurückgreifen, die im Zweifelsfall bisher immer funktioniert hatte ;)

Von Lugo aus fuhren wir dann Autobahn.

Zwischen den Bergen wurde ich wieder kräftig hin und her geblasen. Der neue Reifen stellte sich inzwischen als sehr längsrillenempfindlich heraus und die Scrambler schien manchmal zu machen, was ihr grade so in den Sinn kam. Das machte die Fahrerei auch nicht gerade einfacher.




Angenehm war, dass es von nun an nur grobe Vorstellungen von der Länge der Tagesetappen gab. Nichts war vorgebucht. Wir würden einfach mal sehen, wie weit wir kommen würden und wo wir unterkommen würden.

Als die Abfahrt nach O Cebreiro kam, wäre ich diese schöne Strecke am Liebsten noch einmal gefahren, um dann bei bester Fernsicht eine Rast oben auf dem Pass zu machen. Aber leider kann man nicht alles haben, wenn die Zeit begrenzt ist und die Tageslosung eigentlich Kilometer machen heißt.

Ich hatte mir für diesen Tag sowieso schon ein Highlight ausgeguckt, das wir auf dem Hinweg, wegen Regen für den Rückweg aufgespart hatten:

Die Templerburg von Ponferrada

In römischer Zeit hieß die Siedlung Interamnium Flavium (am Zusammenfluss, zwischen den Flüssen) Der neuere Name der Stadt rührt von einer Eisenverstärkung der Brücke her, die über den Sil führte (Brücke lat.:Pons + Eisen lat.:ferrata) und die Bischof Osmundo von Astorga 1108 bauen ließ, um den Pilgern den Weg zu erleichtern.

Brücke und Fluss zusammen ließen die Siedlung "Sankt Peter" wachsen und schließlich bekamen 1178 die Templer vom König die Erlaubnis, eine Festung zu bauen und den Ort, Ponferrada, als Schenkung dazu. Zu dieser Zeit gab es auf dem Gelände der Festung eine kleine, befestigte Siedlung mit "Stadtmauern" aus Stein und Lehm.

Die Templer verstärkten diese Mauer mit Kalksteinen.

Als Gegenleistung für diese Besitzung übernahmen die Templer die Aufgabe, sich um die Reisenden zu kümmern und den Pilgerweg zu sichern. Die Festung war bis 1198 und von 1211 bis 1307 im Besitz des Ordens. Der spanische Templermeister Rodrigo Yánez übergab die Festung dann dem Infanten Philipp, Bruder des Königs Ferdinand IV. von Kastilien und León.

Danach wechselten ihre Besitzer, die zunächst eine Burg in die Mauern bauten und später die Mauern verstärkten, erhöhten und sie mit Türmen ergänzten.
Um die Burganlage kümmerte sich Mitte des 19.Jhrdts. niemand mehr so recht. Die Stadt verkaufte die Mauern als Steinbruch für Baumaterial. Der Innenraum diente unter anderem als Weidefläche für Vieh. Der Höhepunkt der Zerstörung war, als man scheinbar Mauern sogar sprengte, wegen einem Sportplatz.

Als dann dem Bergbau der Region die Puste ausging, besann man sich auf den Fremdenverkehr. Gleichzeitig erlebte die Wallfahrt nach Santiago eine stetige Belebung und endlich begann man die Burg zunächst unter Schutz zu stellen und dann wieder aufzubauen.

Heute ist die Stadt, im übertragenen Sinn, wieder fest in Templerhand, denn das Hauptgeschäft ist inzwischen der Tourismus. Und die Fremden scheinen auf die Tempelritter zu stehen, will man den Auslagen von Souvenir-, Bekleidungs- und Spielzeuggeschäften glauben. Dort gibt es einfach alles was man sich zwischen historisch belegter Replik und übelstem Kitsch vorstellen kann. Außerdem gibt es natürlich ein Hotel de los Templarios, ein Hotel Temple Ponferrada, ein Reiterstandbild, einen Templerpark etc.


Achtung: Fotos sind z.T. durch mehrfaches Anklicken erheblich vergrößerbar

Wir parkten direkt auf der Brücke unterhalb der Burg - Blick von dort auf die Burg.


vorderer Turm: Torre de Monclin 15.Jhrdt

Bei entsprechend vergrößertem Foto sieht man im unteren Drittel des Turms das ursprüngliche Mauerwerk und darüber neueres. Der sehr helle Teil der Burgmauer, stammt aus einer weiteren Wiederaufbauphase.

Zunächst umrundeten wir einen Teil der Anlage.


Schießscharte
Die Mauern und Türme der "neuen" Burg







Das Burgtor war noch geschlossen, Mittagspause bis 17.00, normal für spanische Verhältnisse. Also gingen wir erst einmal weiter um die Burg herum.



Blick vom Burgtor aus, über die mit Blauschiefer gedeckten Dächer der Stadt.



Torre de Malpica 15. Jhrdt, rechts: Stadthäuser



Cubo nuevo 15.jhrdt

Ich machte dann noch einen kurzen Abstecher, am Radiomuseum vorbei, die Calle del Reloj hinunter, in die Stadt.
Nicht nur die Burg ist sehenswert, auch die Altstadt hat schöne Winkel und Plätze











Auf dem Platz vor der Kirche steht eines der Denkmäler für die Templer.





Bei diesem hier dreht es sich um eine Legende, nach der die Templer einen Wald für den (Aus-)Bau der Befestigung des Hügels rodeten und dabei in einer Eiche ein Bildnis der Jungfrau Maria fanden.

An der Stelle wurde dann eine Kirche gebaut.

Die Jungfrau Maria aus der Eiche (Virgen de la Encina) soll im 5.Jhrdt. von Jerusalem nach Spanien gelangt und dann vor den Mauren versteckt worden sein. Sie ist die Patronin der Region Bierzo und wird scheinbar innig verehrt, was dann ein weiterer Grund dafür wäre, dass die Templer hier allgegenwärtig sind.

Mir schien es so, als ob man im erzkatholischen Spanien insbesondere den  papsttreuen Templern für ihren Einsatz gegen die Ungläubigen, bis heute dankbar ist. Eine ähnliche Verehrung erfährt hier auch, aus dem gleichen Grund Karl der Große (bis auf die Basken evtl.) und natürlich El Cid.



Basílica de Nuestra Señora de la Encina 16.Jhrdt

Obwohl die Kirche aus dem 16.Jhrdt stammt, befindet sich an der Mauer ein riesiges Templerkreuz, das scheinbar daran erinnern soll, wem man das Bildnis der Schutzpatronin zu verdanken hat.


Kurze Zeit später konnten wir endlich die Burg, gegen ein Eintrittsgeld von 3€, betreten.

Tafeln verschafften einen Überblick und informierten u. a. über die verschiedenen Bauphasen und das dazugehörige Mauerbild.




Wappen der Besitzer der Festung nach den Templern



alte Mauer mit neueren Teilen erhöht

Wir gingen auf der östlichen Festungsmauer entlang.



Blick von der Burgmauer aus

Die "alte Burg" (14. Jhrdt), deren Außenmauer noch vom Templerorden gebaut worden war, liegt im Norden.


Eingang

Innenraum











Cubo nuevo, Homenaje nuevo (neuer Bergfried)

Auf dem Gelände vor der alten Burg sieht man deutlich, wo früher einmal Gebäude standen. Vielleicht stammen sie noch aus der Zeit der Templer.

Es finden sich auch ringförmige Mauerreste, die wahrscheinlich von kelt-iberischen Pallozas stammen. Vielleicht war dieser Platz schon in vorrömischer Zeit, wahrscheinlich wegen seiner strategisch günstigen Lage, hoch über dem Fluss und umgeben von Gebirgen, besiedelt. Vielleicht haben hier auch einfach, später gebaute und  für diese Gegend übliche, traditionelle Wohnbauten gestanden.







Die alte Burg

Blick von der Burgmauer nach Westen

Die Motorräder auf der Brücke, sind nur bei genauem Hinsehen zu erkennen

Nach fast einer Stunde Besichtung, hatten wir immer noch nicht alles, der weitläufigen Anlage gesehen, nicht jede Mauer und jeden Turm erklettert und auch keinen Fuß in das Museum gesetzt, das meines Wissens vor allem alte Schriften beherbergt. Es war auch an diesem Tag einfach zu warm, für Burgbesichtigungen in Motorradmontour und wir beschlossen uns so langsam wieder auf den Weg zu machen.

Per Telefon hatten wir inzwischen Arie gefragt, ob er noch ein Zimmer für uns hätte und wir hatten Glück.
Unser Weg führte uns also auch auf der Heimreise über Valderrey.

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