Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Samstag, 14. Juni 2014

Tag 7 - Burgos, mi amor - Reisebericht 16


Unser Hotel in Burgos "La Puebla" lag in der Calle la Puebla, am Rande der Altstadt von Burgos. Die Straße trifft an ihrem östlichen Ende auf den Jakobsweg und führt durch den Arco de San Juan aus der Altstadt hinaus.
Wären nicht das rege Nachtleben von Burgos am Wochenende und Bars und Restaurants in der Straße, könnte man glatt von ruhiger Lage sprechen, denn vor dem Hotel ist Fußgängerzone. Man ist also also auf jeden Fall "mittendrin" und erreicht alles zu Fuß.
Autos können hier nur hineinfahren, wenn sie an einer elektronischen Barriere angeben, wo sie hin wollen. Wir haben das auch so gemacht, obwohl wir mit den Motorrädern hätten locker an dem Pylon vorbei fahren können. Aber da wir die Erfahrung gemacht hatten, dass die Polizei in Spanien oft dann auftaucht, wenn man es nicht brauchen kann, hielten wir uns an die Regeln.

Fotos zum Vergrößern anklicken


Das Hotel ist in einem dieser schmalen Stadthäuser untergebracht. Entsprechend der kleinen Fläche, war hier alles auf engem Raum - klein aber fein. Mit modernem, aber gemütlichen Ambiente und freundlichem Personal versucht man hier zu punkten.
Mir gefallen solche kleineren Hotels auf jeden Fall besser, als riesige, unpersönliche Bettenburgen.

Was für uns aber den Ausschlag gegeben hatte, war das Wochenendangebot von 110€ für 2 Übernachtungen im Doppelzimmer incl. Frühstück und das Parkhaus gewesen. Letzteres lag zwar am Ende der Straße und kostete noch Mal 20 €, doch hätten wir ohne ein echtes Problem gehabt.
Für das Sonderangebot mussten wir wahrscheinlich eines der kleinsten Zimmer im Hotel in Kauf nehmen, denn die Zimmer auf der Webpage sahen alle größer aus.




Unseres war leider so eng, dass wir über unser Gepäck steigen mussten. Aber wer hält sich in solch einer Stadt schon lange im Hotel auf?
Leider funktionierte auch die Dusche nicht einwandfrei - aber wir hatten ja Werkzeug dabei ;) und vom Föhn fiel das Oberteil ab - trocken föhnen konnte man trotzdem.

gegenüber wohnte anscheinend niemand
Außer dem Fahrstuhl, gab es auch noch das alte Treppenhaus
Das Frühstücksbuffet war, wie das ganze Hotel, klein aber vollkommen ok und mit persönlichem Service. Und lieber ein nicht ganz so reichhaltiges Frühstück, dafür aber ein freundlich gestalteter Frühstücksraum, in dem man sich gerne aufhält.

An der Rezeption bekamen wir brauchbare Stadtpläne. Bestens ausgerüstet machten wir uns auf den Weg.






Zunächst ging es zum Rio Arlanzon und auf dem Espolon entlang.



Die Flaniermeile von Burgos ist so breit, dass in der Mitte zum Beispiel ein Musikpavillon Platz findet.



Immer am Fluss entlang ging es dann weiter auf dem Paseo de la Isla.

Die Platanen, die Teile der Paseos über große Strecken überspannen, sind über dem Gehweg zusammengewachsen.



Unser Ziel war zunächst das Zisterzienserkloster las Huelgas, auf der anderen Seite des Arlanzon.



Das königliche Kloster Santa María la Real de Las Huelgas, wurde gegründet von König Alfons VIII. von Kastillien, einem direkten Nachkommen des Cid und seiner Frau Eleonore von England, der Schwester von Richard Löwenherz und Tochter der berühmten Eleonore von Aquitanien.
Von Vorne herein sorgten die beiden dafür, dass die Nonnen mehr Privilegien genossen, als anderswo und das Kloster mit zahlreichen Gütern ausgestattet wurde. Im Jahr 1199 wurde es zur Begräbnisstätte der königlichen Familie erklärt.

Wie bei allen, den Spaniern besonders wichtigen Nationalmonumenten, gibt es hier bewaffnetes Wachpersonal und Pflichtführungen, an denen man teilnehmen muss, will man das Innere besichtigen. In Las Huelgas wird dies u.a. mit der Anwesenheit der etwa 30 Nonnen begründet, die hier immer noch dem Klosterleben nachgehen und möglichst nicht gestört werden sollen.
Wie wir erfuhren haben die Zisterzienserinnen hier nicht mehr eine Sonderstellung inne. Soweit ich die Führerin verstanden habe, hat der Papst(?) sie zur Arbeit verpflichtet. Ein Teil der Erzeugnisse, wie bemaltes Porzellan, ist im Museumsshop zu erwerben.

Dort gibt es auch Repliken von historischen Stoffen (Hochmittelalter u. Spätmittelalter), allerdings zu astronomischen Preisen. Leider konnte ich zum Textilmuseum des Klosters keine deutschsprachige Dokumentation entdecken, die ihr Geld wert gewesen wäre.

Während den Führungen ist das Fotografieren, auch ohne Blitz und auch im Außenbereich, verboten.




Zunächst betritt man die Kirche, in der sich zahlreiche Sarkophage befinden. Unter anderem wurden hier die Gründer selbst, aber auch viele Mitglieder der kastilischen Königsfamilie bestattet. Entsprechende Schätze sind hier dann auch zu besichtigen.

Beeindruckend sind die aus verschiedenen Zeiten, und in entsprechenden Baustilen errichteten Kirchen auf dem Gelände und der wunderschöne romanische Kreuzgang. Stundenlang könnte man sich hier aufhalten und würde nicht fertig werden mit Entdeckungen, doch leider kann man sich während der Führung nur sehr begrenzt von der Gruppe weg bewegen.

Webpage mit großen Fotos

spanische Webpräsenz




Zu besichtigen sind auch verschiedene Säle mit riesigen, gestickten Wandteppichen und vor allem das Museum für mittelalterliche Textilien, in dem ich auch noch viel länger hätte bleiben können.

Ausgestellt sind dort königliche Gewänder, des 13.Jhrdts und später, die man in den Särgen gefunden hat. Sie sind allesamt hervorragend erhalten und faszinieren durch ihre komplizierten Webarten (Lampas), ihre filigranen Muster und die Feinheit der verwendeten Fäden, von denen man sich kaum vorstellen kann, dass sie mit der Hand gesponnen wurden. In ihrer Anzahl und Erhaltung sind sie, so denke ich, weltweit einzigartig.

Liste der Ausstellungsstücke und Fotos

die Führung dauerte recht lange und war, auch wenn die Führerin nur ab und zu Zeit für ein paar englische Sätze hatte, ihr Geld (5€ pro Person) absolut wert.

Ein Hoch hier auf die spanische Geplogenheit (zumindest in Nordspanien) die Eintrittspreise sozial verträglich zu gestalten, selbst für solche Kulturschätze.

***

Wären wir nach diesem Besuch, noch einige Straßen weiter nach Westen gewandert, wären wir zur Universität von Burgos gekommen, die in den Räumen des Hospital del Rey untergebracht ist. Es war ebenso eine Stiftung von König Alfons VIII. und vor allem dazu gedacht, Pilger und Aussätzige zu behandeln.

Gleich gegenüber dem Klosterkomplex setzten wir uns später in ein Restaurant, dessen Tresen vollgestopft war mit allerlei Tapas und Pinchos. Beim Essen schauten wir ein Moto-GP-Rennen, bis eine spanische Reisegesellschaft einfiel und vor lauter spanischem Palaver nichts mehr zu verstehen war.

Um in die Altstadt zurück zu kommen überquerten wir wieder den Arlanzon über die Puente Malatos, die aus dem 13.Jhrdt stammt, deren Ursprünge aber wahrscheinlich noch länger zuückliegen. Sie sollte Jakobspilgern die Überquerung des Arlanzon ermöglichen und verband das Kloster Las Huelgas und das Hospital del Rey mit der Stadt Burgos.





Noch 532 km nach Santiago


Parque de la Isla, botanischer Garten mit architektonischen Elementen in verschiedenen Baustilen und Denkmälern für berühmte Spanier

Wir folgten ein Stück der westlichen Stadtmauer des alten Burgos und durchquerten das älteste Stadttor, den Arco de San Martin, hinter dem früher das jüdische Viertel lag.




Wieder befanden wir uns auf dem Jakobsweg, der zur Kathedrale von Burgos führt.

Zunächst geht es aber vorbei am Denkmal Solar del Cid, das an der Stelle steht, wo das Haus der Familie des Cid in Burgos gestanden haben soll. Das Antiguo Seminario Mayor und das Hotel Abba Burgos beindrucken durch Größe und sichtbare Exklusivität.

Wenn man den Arco de San Fernan Gonzales durchquert, kann man zu den imposanten Ruinen des Castillo (Burg) von Burgos hinaufsteigen.
Die Burg wurde im 9. Jhrdt. gebaut und gab der Stadt den Namen. Napoleonische Soldaten haben sie gesprengt.

Arco de San Fernan Gonzales
Unser Ziel war jedoch die Kathedrale, die sich schon von Weitem durch ihre Türme ankündigt.





Wild lebende Störche zu fotografieren ist in Spanien kein Kunststück

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