Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Montag, 16. Juni 2014

Tag 10 + 11 - Santiago de Compostela - Reisebericht 24

Die Casa do Zuleiro war leicht zu finden, weil gut ausgeschildert. Das Anwesen, das aus mehreren Gebäuden besteht, liegt am Hang, nicht weit von der Ortschaft Outes entfernt. Zum Meer sind es nur ein paar Kilometer.



Die Casa bietet alles, was man für einen Ferienaufenthalt benötigt:
Nette, hilfsbereite Wirtsleute, die sogar gut (Schweizer-) deutsch sprechen, schöne Aufenthaltsräume, Garten und Terasse, nach Absprache leckeres Essen und ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, gemütliche Zimmer, Parkmöglichkeiten usw.
Wir waren also rundum zufrieden, hatten wir doch schon wieder ein Sahnestück erwischt.

Eines der Zimmer in der Casa do Zuleiro




Am Donnerstag dem 27.5. unserem 11. Reisetag, sah es nach Regen aus. Wir beschlossen, nach einem ausgedehnten Frühstück, nach Santiago de Compostela zu fahren.

Die Strecke kannten wir zwar schon, trotzdem verfransten wir uns in Noia, wo gerade Markt und alles auf den Beinen war, gehörig. Irgendwie fanden wir uns im Küstenwald, auf einem kurvenreichen Sträßchen wieder, wo wir auch noch in eine Polizeikontrolle gerieten. Bevor allerdings die Guardia irgendetwas meinen konnte, fragte ich nach dem Weg, worauf man sich kurz beriet. Schließlich waren sich die Beamten einig. Bevor sie uns auf irgendwelche komplizierten und abenteuerlichen Strecken schickten, rieten sie uns zurück zu fahren, nach Noia.

Die Waldstrecken durch diese Mittelgebirgsbarriere zwischen Küste und "Inland", hatte schon ihre fahrerischen Reize. Leider scheint es so zu sein, dass hier die feuchte Luft vom Meer herkommend, in der kälteren Höhe kondensiert. Entweder fährt man also durch die Wolken, was Nebel bedeutet, oder man hat mindestens Nieselregen.

Gegen 13.00 trudelten wir dann in Santiago de Compostela ein, wo wir am Beginn der Fußgängerzone sogar einen kostenlosen Motorradparkplatz fanden.



Wir folgten dem Touristen- und Pilgerstrom, der sich zielstrebig auf die Kathedrale zubewegte. Unterwegs kamen wir an unzähligen Souvenirläden, Spezialitätengeschäften und Restaurants vorbei.

Alle paar Meter wollten Verkäuferinnen den Vorbeigehenden irgendwelche Gebäckstücke zum Probieren geben. Es herrschte babylonisches Sprachengewirr und manchmal schon fast Gedränge. So langsam bekam ich eine Ahnung davon, was hier los ist, wenn wirklich Hochsaison ist, oder gar heilige Woche im Kalender steht.

Am Anfang findet man das alles noch interessant. Nach dem x-ten Aquarium mit Meeresfrüchten und Hummer, dem x-ten Kartenständer und der x-ten jungen Dame mit Keks etc. schaut man gar nicht mehr hin.

In dieser Stadt ist man relativ schnell satt. Mein Begleiter meinte dazu: Der Tourismus schlägt hier alles tot.

Wenn wir mit dem Auto hier gewesen wären, wäre es sicher teuer geworden. Der begrenzte Platz auf den Motorrädern, rettete unser Konto ;) Im Nachhinein, ärgert es mich aber, dass ich mir nicht wenigstens eines der launigen Spanien T-shirts oder ein witziges Pilgershirt gekauft habe. Die Preise schienen mir nicht besonders hoch zu sein. Spanier mögen das anders sehen.


Prazo Obradoiro und Pazo de Raxoi gegenüber der Kathedrale


Zwischen bedeutungsvollen Gebäuden aus verschiedenen Jahrhunderten schlenderten wir dahin, bis der riesige Prazo Obradoiro, der Kathedralenvorplatz, vor uns lag. Der Pazo de Raxoi nimmt in ganzer Breite, die der Kathedrale gegenüberliegende Seite ein.

Vor dem Kathedralenmuseum, neben der Kathedrale
Auf diesem Treffpunkt treibt das Touristengeschäft seltsame Blüten. Die beiden Herren (Jesus und Jakob) oben, sehen aus, als hätte man sie aus einer dieser überladenen Kirchen entwendet. Bärte, Haare und Kleidung wirken wie geschnitzt. Sie können sich nur begrenzt rühren, sonst blättert wahrscheinlich die Schminke ab. Man kann sich zwischen ihnen fotografieren lassen und sie geben den Menschen sogar die Hand. Ob man dafür etwas bezahlen muss, oder die beiden das nur aus Spaß an der Freude machen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.



 Aber es muss ja nicht gleich Jesus oder ein Heiliger sein, ein Pilger aus dem Mittelalter, wäre auch im Angebot gewesen. Den Herrn, der hier von hinten zu sehen ist (oder einer seiner Kollegen), habe ich schon öfters auf Fotos im Web gesehen.

Blick vom Pazo de Raxoi zurück, auf das Kathedralenmuseum (links) und das Colegio de San Jeronimo

Das galicische Regierungsgebäude ist ein ehemaliger Bischofspalast, mit schönen Arkadengängen. Hier befindet sich auch das Bürgermeisteramt von Sanitago.



Auf dem Giebel ist die Schlacht von Clavijo dargestellt, in der Jakob erschienen sein soll.

Auf dem First begegnet er uns dann zum x-ten Mal: der heilige Jakobus als Matamoros, der Maurentöter.



Rechts neben dem Pazo de Raxoi, befindet sich das ehemalige königliche Pilgerhospiz, Hostal Real bzw. Hostal de Los Reyes catolicos, das von Königin Isabel der Katholischen 1492 in Auftrag gegeben wurde.

Pilger und auch andere Besucher können hier, in einem der teuersten Paradores Spaniens immernoch übernachten und auch die königliche Familie pflegt hier abzusteigen.

Für die Öffentlichkeit zugänglich ist ein Ausstellungsraum und ein Cafe.



Die Barockfassade ist ziemlich bemoost und teilweise auch begrünt, was mich im heiligen Jahr doch etwas erstaunt hat. Dahinter verbirgt sich die romanische Fassade. Immerhin stammen die ältesten, erhaltenen Bauteile der Kathedrale aus dem 11.Jhrdt und im Grunde handelt es sich um einen romanischen Bau.




Das Innere der Kathedrale, ist wie das Äußere : in großen Teilen überladen.

Als wir die Kathedrale betraten fand gerade ein Gottesdienst statt. Trotzdem ließ das Wachpersonal das Betreten zu. Sogar eine Schulklasse wurde durchgeschleust. Ohne Verwunderung registrierte ich, dass die spanischen Jugendlichen sich zum Teil mehrfach bekreuzigten, wenn nicht sogar kurz niederknieten.

Die Messe lief über eine Lautsprecheranlage, in einer Lautstärke, die fast nicht mehr auszuhalten war. Es waren zahllose kirchliche Würdenträger anwesend. Ich sah einige Bischofsmützen und auch die roten Kappen von Kardinälen. Außerdem jede Menge Brüder aus den verschiedenen Orden, die in Santiago ein Kloster o.ä. unterhalten.

Am Ende wurde der Botafumeiro, der riesige Weihrauchkessel, durch die ganze Kathedrale geschwungen. Dieses Spektakel findet inzwischen nur noch gegen klingende Münze statt.




Wir hatten relativ schnell genug von dem Kommen und Gehen hier. Mit den Gottesdienstbesuchern verließen wir die Kathedrale.

Auch die Monumentalarchitektur, der man hier überall begegnet, konnte uns nicht fesseln. Irgendwie herrschte hier eine Stimmung, die uns nicht besonders einladend erschien. Alles fühlte sich nach unpersönlicher Massenabfertigung an.

Wir machten uns wieder auf den Rückweg, stöberten in ein paar Geschäften und gingen dann noch Essen.

Wir hatten: Surtido de Pinchos (Auswahl von Weißbrotscheiben mit Belag/Aufstrich/Salat), Morcillas de Burgos (waren in Burgos besser), Ensaladilla (span. Kartoffelsalat) 2 Espresso, 2 Bier und zahlten 25€.

Insgesamt waren wir von Santiago eher enttäuscht. Vielleicht wären wir der Stadt näher gekommen, hätten wir dort gewohnt. Santiago bietet mit all den historischen Gebäuden, die man auch teilweise besichtigen kann, den vielen Museen, den Bars und Restaurants genug um mehr als ein oder zwei Tage zu füllen. Die Übernachtungen in Santiago wären uns aber relativ teuer gekommen.

Zurück in der Casa fuhr unser Pensionswirt netterweise mit uns in einen Supermarkt zum Einkaufen. Er meinte, dass Santiago halt vor allem "Geschäftemachen" und sehr unpersönlich sei. Wohlfühlen würde er sich dort auch nicht wirklich.

Die Wäsche, die wir der Hausherrin überlassen hatten, hing schon zum Trocknen.

Den Rest des Tages faulenzten wir, sahen fern, schrieben Karten und lasen.


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