Mit dem Motorrad entlang der Jakobswege ...

... durch Frankreich, über St.Jean-Pied-de-Port, nach Santiago de Compostela und ans "Ende der Welt": Kap Finisterre... zurück, ein Stück entlang dem aragonesischen Weg, über Jaca.Um diese, über 5000 km lange, Reise, die am 17.5.2010 begann und am 3.6.2010 endete, geht es in diesem Blog (aktuellster Beitrag oben! Beginn der Reise "unten").

Ein spezielles Interesse lag auf den Templerorten und der Geschichte des Jakobsweges.


Sonntag, 3. März 2013

Tag 4 - Kurven und Kehren - Reisebericht 8

Weil wir uns in Saint-Sever und Sauveterre-de-Bearn schon so lange aufgehalten hatten, wollten wir eigentlich in St.Jean-Pied-de Port (SJPdP), dem Beginn des Camino frances, nur kurz Rast machen.
Nachdem wir allerdings einen schattigen Parkplatz, auf dem Marktplatz, gefunden hatten, gingen wir dann doch auf Erkundungstour.

SJPdP war für uns der erste Halt, an dem man von Touristenort sprechen konnte. Natürlich sah man auch viele ganz verschiedene Pilger, die hier am Anfang ihres 774km langen Weges nach Santiago de Compostela standen und zu hören war babylonisches Sprachengewirr.

Seit geraumer Zeit hatten wir es übrigens mit zweisprachigen Schildern zu tun, denn wir waren nun im Baskenland.

***mehr zum Baskenland lesen***

In den zahlreichen Souvenirläden konnte man dementsprechend baskische Schafe, mit Baskenmütze erwerben, die baskische Flagge in allen Variationen u.ä. Dazu natürlich Pilgerstäbe, Kalebassenflaschen, Jakobsmuscheln, Wanderausrüstung usw.

Wir bogen in die von Stadtmauern umsäumte Altstadt ab, um ein Stück auf dem Jakobsweg zu gehen. Wir ließen das lebhafte Treiben eine Weile auf uns wirken, schauten in die Läden und sahen uns die mehrsprachigen Speisekarten an. Dann durchquerten wir die Porte Notre-Dame, die durch einen Kirchturm führt und überquerten die Nive.



Fotos zum Vergrößern anklicken



Und natürlich besprachen wir das letzte Teilstück der heutigen Strecke.

Ursprünglich hatte ich vorgehabt, durch die Berge dem Jakobsweg zu folgen, so weit wie dies auf asphaltierten Straßen möglich war und dann bei der Virgen d'Orrison hinunter zur Hauptverkehrsstraße zu fahren. Diese Route hätte uns auf kaum befahrenen, schmalen Sträßchen, hoch auf einem Bergrücken entlang geführt und beste Ausblicke über die Gipfel der Pyrenäen beschert.

Soweit die Theorie.

Die Praxis hatte jedoch gezeigt, dass die Motorräder mit dem Gepäck doch bedächtiger bewegt werden mussten, als ohne. Das hört sich zwar logisch an, muss aber erst mal, im wahrsten Sinne des Wortes, erfahren werden.
Außerdem hatte mich ein Umfall beim Anfahren, in Frankreich, gelehrt, dass wir die Scrambler nur zu dritt wieder in die Höhe bekamen.
Alternativ hätte man das ganze Gepäck entfernen müssen, während inzwischen der Tank ausgelaufen wäre.

Die RS mit dem Stummellenker hingegen, erforderte in engen Kehren ganz andere Anstrengungen und mein Mann mochte auch keine Holperstrecken mit ihr fahren.
Holprig wäre es ganz sicher geworden und evtl. auch rutschig durch Sand und Tierdung, der auf den Bergwiesen freilaufenden Weidetiere.
Für uns stand jedoch fast immer der Sicherheitsgedanke an erster Stelle. Würde sich einer von uns verletzen, und wäre es auch nur ein verknackster Fuß beim Herumklettern gewesen, wäre unser Urlaub vorbei gewesen, genau wie bei einem Schaden an den Motorrädern, der uns mehrere Tage aufgehalten hätte.

In Anbetracht dieser Überlegungen entschieden wir uns also, mit einem weinenden Auge, für die Hauptverkehrsstrecke.

Gleich hinter SJPdP liegt die Grenze. Ehe wir uns versahen waren wir in Spanien, wo wir uns ein zweites Mal auf andere Schilder, Straßenmarkierungen und Hinweise einstellen mussten.

Die Straße hinauf zum Ibaneta-Pass war dann eine der schlechtesten, die wir in diesem ganzen Urlaub gefahren sind. Sie war relativ schmal, wie manche Passstraßen nun mal sind. Natürlich gab es jede Menge Kurven und Kehren, auch Spitzkehren, die ab und zu schräge Fahrbahn zu bieten hatten.

Auch damit hatte ich gerechnet.

Daneben war aber auch auf Rollsplitt, Längs- und Querrillen zu achten und auf Schlaglöcher, von beträchtlichem Ausmaß. Einige Male direkt in Kurven bzw. Kehren.
Eine Baustelle kostete zusätzlich Nerven und die anschließenden Spuren auf dem Asphalt ließen erahnen, dass auch unsere Reifen die nächsten Meter nicht mehr ganz so viel Grip wie gewohnt haben würden.
Dazu kamen dann noch die spanischen Lkw's die durch die Berge heizen, als seien sie auf der Rennstrecke und deren Fahrer sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, was das für ein Eiertanz, mit einem vollgepackten Motorrad ist.

Ich selbst kam irgendwann in einen guten Rhythmus und zwirbelte verhältnismäßig flüssig die Straße hinauf. Um über die Risiken nachzudenken, war für mich gar keine Zeit. Leider war auch nicht allzuviel Zeit, um die grandiose Landschaft zu bewundern. Mal ein kurzer Blick hinab in eine Schlucht oder eine Felswand hinauf, zu den Gipfeln, mehr ging nicht.

Diesen Stress hätten wir auf einer weniger befahrenen Strecke nicht gehabt.

Die Ibaneta-Passhöhe bietet, neben einer verschlossenen Kapelle, weder Baum noch Strauch. Dazu ist es zu windig hier oben. Bis ins 13.Jhrdt hinein gab es ein Kloster und Pilgerhospiz hier oben, das mit Glockengeläut Herumirrenden den Weg wies. Beides wurde nach dem geschützter liegenden Roncesvalles* verlegt.
Man findet aber Kreuze, die Pilger hier hinterlassen haben und das Rolandsdenkmal, zu dem wir hinaufkletterten.

Roncesvalles spricht man im Spanischen mit deutlichem R, das c wie englisches th, v wie w, Doppel-L wie j oder lj = Rrontheswajes  :)

***Über Roland lesen***

Ein Blick zurück







Das Rolandsdenkmal










und der Blick vom Rolandsdenkmal hinunter auf die Kapelle und mein Motorrad :) Die Straße verläuft, auf diesem Foto nicht sichtbar, hinter und unterhalb der Kapelle






Etwas gemächlicher ging es weiter nach Roncesvalles, das "nur" aus Kloster, Kirchen, Gaststätten und Pilgerhospizen bzw. Herbergen besteht. Auch hier gab es Bus- und Wohnmobiltouristen, wenige PKWs und viele Pilger, von denen die meisten mit den Etappen über die Pyrenäen, ihre erste harte Prüfung hinter sich hatten.
Entsprechend quälte sich manche/r die letzten Meter zur Unterkunft, während andere schon Wäsche aufhängten, herumsaßen/lagen, entspannten, plauderten ...
Einige, auch Frauen, waren alleine unterwegs, andere in kleinen Gruppen. Wir sahen mehr ältere, als junge Menschen.

Iglesia de Santiago 12.Jhrdt.


Neben der kleinen Kirche befindet sich die Grabkapelle/Beinhaus Sancti Spiritus. In der Krypta dort liegen die Gebeine von Pilgern und angeblich auch die von Gefallenen der sagenumwobenen Schlacht von 778 (s. Über Roland lesen).
Beide Gebäude waren geschlossen.

In Roncesvalles kann man auch die Stiftskirche des Augustinerklosters (13.Jhrdt), den Kreuzgang, den Kapitelsaal und das Museo de Colegiata besichtigen. Für solch einen langen Rundgang konnten wir uns aber keine Zeit mehr nehmen.

Kurz studierten wir die Preise in einer Gaststätte und beobachteten das Pilgergeschehen um uns herum, während man sich am Nachbartisch in deutsch unterhielt. Schnell entschlossen wir uns zu gehen.
Das war nicht unsere Welt! Hier war scheinbar jeder auf irgendeinem (Ego)Trip bzw. lebte in seiner eigenen Welt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, weder hier bei den Touristen und erst nicht bei den Pilgern dazu zu gehören.
Auf jeden Fall jedoch war es uns lieber, auf dem Parkplatz die Ketten der Motorräder zu fetten, statt dem Touristennepp zum Opfer zu fallen.

Denkmal für die Schlacht von Roncesvalles


Hinter Roncesvalles wird die Straße breiter und besser.

Bis Pamplona sind es dann noch etliche Kurven und Kehren. Zunächst geht es über den Pass Puerto de Mezkiritz und dann über den Alto Erro bevor die Straße sich hinunter nach Pamplona windet.

Die Strecke ist ein echtes Bonbon für Biker. Kurven und Kehren satt, aber nichts was einem den Schweiß auf die Stirn treibt. So war nun auch mal ein etwas flotteres Tempo drin. Erfreulicherweise gab es hier auch kaum Verkehr, sodass die Fahrt ohne weiteren Stress in Villava, einem Vorort von Pamplona endete.

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